Highlight.... Bregenz - Düsseldorf

ich habe Düsseldorf nicht mit dem Rad erreicht.....

wieso ? erfahrt Ihr weiter unten......

Fast 1 Jahr musste ich warten, bis es urlaubstechnisch und wettermässig passte, um auf Tour zu gehen.......

 

Am 5.9.2014 ist es endlich so weit... Ich geh auf Tour.... ALLEINE - 10 Tage Zeit um von Bregenz nach

Düsseldorf zu kommen.........

 

Aber gar nicht so einfach, nach den Wettererfahrungen vom Sommerurlaub ! Was nimmt man alles mit ?

Mehr als 2 Packtaschen sollten es nicht werden. Daher habe ich schon 2 Wochen vorher angefangen Sachen

rauszulegen, wieder wegzuräumen, bis ich endlich nach dem minimal Prinzip gepackt habe. Alles passte in meine

2 Packtaschen. Aber 12 kg (incl Getränke) waren es trotzdem - weniger geht nicht - es sei denn man lässt die zweite

Garnitur zwecks Regen zuhause.

 

Um 9 Uhr morgens, geht es ab in den Zug Richtung Bregenz. Ab Köln sitze ich inmitten einer Damengruppe, die mich

reichlich mit Eierlikör und Frikos versorgt. Man kann sich vorstellen 13 Damen auf Tour - der Waggon bebt........ der

Lärmpegel ist im roten Bereich.... aber ab Heidelberg kehrt wieder Ruhe ein.

 

Um 16.30 Uhr schwinge ich mich, bei stahlendem Sonnenschein, auf mein Rad, um die ersten 35 km nach Friedrichshafen

zu radeln. Es geht direkt entlang am Bodenseeufer - wunderschön.....

 

Das sonnige Wetter hält weiter an, die Temperaturen steigen bis auf 28 Grad..... für mich schon zu warm.....

der Scheiß fließt..... jeden Tag vernichte ich 4 Liter Wasser

Die ersten 2 Tage mit je ca 115 km liegen voll im Zeitplan - allesdings ist die Strecke recht anspruchsvoll - viele

Steigungen.

 

In Basel biege ich rechts ab weiter am Rhein entlang und übernachte ca 10 km hinter Basel.

 

Am Montag morgen sitze ich schon um 6.30 Uhr auf dem Rad. Ich will meinen Tagesrekord der letzten Jahre (135 km)

knacken. Allerdings merke ich, dass der Wettergott es mir nicht einfach machen will.

 

NORDWIND !!!! - den gibt es eigentlich nur im Winter, da im Sommer der Wind überwiegend aus west bis nordwestlicher

Richtung kommt.

 

Naja kann man nicht ändern.

 

So geht es fast den ganzen Tag schnur geradeaus, direkt am Rhein entlang,  auf Schotterweg bis Kehl.

 

142 km sind es am Ende des Tages, trotz Gegenwind. Vom Schotterweg sind ich und mein Rad am Abend über und über mit weissen Staub bedeckt.

Im Hotel angekommen, merke ich leichte Knieprobleme - wahrscheinlich durch die vielen Steigungen der ersten Tage und dem Gegenwind heute. Diese sollten bis Tourende auch nicht besser werden..... im Gegenteil.

 

Die nächsten Tage bleibt der Gegenwind mein ständiger Begleiter, aber trotzdem liege ich mit 90-115 Tageskilometern in

meinem gesteckten Zeitplan.

 

Ab Speyer hören auch endlich die Schotterpisten auf und werden zu befestigten Waldwegen, Kopfsteinplaster oder Asphalt.

 

Am Donnerstag ändert sich das Wetter von Sonnenschein zu bedecktem Himmel und teilweise Regen. An diesem Tag

ziehe ich 10x Regensachen über und wieder aus. Als ich abends die Lorely erreiche und gerade im Hotel einchecke,

öffnet sich der Himmel und es regnet wie aus Kübeln . GLÜCK GEHABT !

 

Abends wird mir bewusst, dass ich so gut im Zeitplan liege und Düsseldorf schon Samstag erreichen kann, obwohl ich noch

bis einschliesslich Dienstag Urlaub habe.

 

Also kommt mir der Gedanke für Plan B - die letzten Tage mit Nicole zusammen an der Mosel zu verbringen. Die

Gesamtentfernung nach Traben Trabach oder Düsseldorf ist laut Radroutenplaner bis auf 10 km die gleiche.

 

Ich biege also am Freitagmittag in Koblenz links ab, um die Mosel bis Traben Trarbach zu fahren.

 

Da die Mosel in südwestliche Richtung verläuft, ist nach ca 500 km Gegenwind, das fahren auch sehr viel angenehmer.

 

Ich fliege mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h die Mosel entlang.

 

Trabach erreiche ich Samstag an späten vormittag und mein erster Weg führt mich zu unserem Lieblingswinzer, 2 Flaschen

trockener Riesling kaufen - Nicole die Samstag Nacht eintreffen will, wird sich freuen.

 

922 km stehen nach 8 Tagen alleine radfahren auf dem Tacho.

 

Ich hätte Düsseldorf locker bis Samstag geschafft, aber 3 Tage mit Nicole an der Mosel verbringen zu können, erschien

mir dann doch die bessere Alterntive zu sein, als den Zieleinlauf im UERIGE zu haben.

 

Fazit der Tour - mein ärgster Feind - mein bester Freund:

- die Tour war aus sportlicher Sicht ein voller Erfolg !!

   142 km maximale Tagesetappe

   112 km durschnittliche Tageskilometer

    in 8 Tagen hat mich nur 1 Radreisender überholt, ansonsten nur Rennräder oder Mountainbikes ohne Gepäck

- mein ärgster Feind war sicherlich der Gegenwind der mich ca. 500 km begleitet hat

- die Knieschmerzen wurden so schlimm, dass ich in Trarbach - trotz täglicher Pflege mit Voltarenschmerzgel - kaum noch

   Treppensteigen konnte

- meine besten Freunde waren sicherlich Freedy (mein Brooks Sattel) und die Gesäßcreme, da die Sitzprobleme

  weitaus weniger waren, als erwartet

- ein neuer Freund kam hin zu..... ich hasse Multivitaminsaft wie die Pest - aber ab dem dritten Tag wurde er zu meinem

   Lieblingsgetränk - hier zu hause ist er wieder in die Kategorie "no go" verschwunden

 

Die coolsten Ereignisse:

- der Rheinfall von Schaffhausen war auf jeden Fall das Highlight dieser Tour

- die vielen verschiedenen Radreisenden mit denen ich ins Gespräch gekommen bin

   a) 63 Jahre alt - fuhr von Konstanz über die Alpen um den Lago Maggiore zurück nach Konstanz und dann

        weiter, in 200 km !! Tagesetappen nach Kleve. Hat in 9 Monaten schon 10.000 km dieses Jahr auf dem

        Tacho

    b) Ehepaar aus Leverkusen, die ich auf einer Fähre kennenlernte und im gleiche Hotel in Kehl übernachteten.

         Auf der Tagesetappe hab ich Sie überholt, um sie kurz vor Kehl wieder 1 km vor mir zu sehen. Welche Abkürzung

         sind die gefahren ?

         Abends erfahre ich von anderen Radlern, dass sie dieses Pärchen mehrfach am Tag überholt haben. Also

         müssen die mehrer Abkürzungen kennen.

     c) Radler aus Kanada, England, Neuseeland, China, Schweden...... die ganze Welt scheint auf dem Rad unterwegs

         zu sein und dass auch Monate lang und viele tausend Kilometer.

 

Das Resume diese Tour ist, daß ich auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder eine lange Tour machen werde,

allerdings etwas weniger sportlich, um mehr Zeit zu haben, verschiedene Sachen einfach noch mehr zu geniessen.

 

Idee für nächstes Jahr ist der Nordseeküstenradweg: Vlissingen - Den Helder - Emden - Cuxhaven - Hamburg